Ein Männerwochenende stand an, ein MÄNNER wochenende.
Nie hätten wir Teilnehmer solch ein politisch unkorrektes
Freizeitvergnügen vorgeschlagen, aber, soweit hat es der fundamentalistische
Feminismus schon getrieben, wenn es der
Wunsch unserer Frauen ist …..na dann müssen wir uns wohl oder übel fügen
Sogar das Einsammeln der Teilnehmergebühr stemmten unsere
Ehegesponse – sie müssen sich wirklich Sorgen um unser Männerstanding machen,
alle Achtung – so blieb Ullrich, als dem Hauptgesponserten, nur noch übrig
einen Termin zu finden, und, weil ja ein Brückenbau im Hinterkopf anstand, bot
sich halt der Brückentag am besten an, um in Kötzting Quartier zu nehmen.
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Schwerstarbeit |
Mit wilden Vermutungen von Seiten meiner Mädels zuhause über
Männerrituale, die von Table-dancing bis
hin zu Alkoholexzessen reichten, verabschiedet und von abschätzigen Bemerkungen
über unsere Wandervorhaben begleitet, fanden wir Alle uns dann am Freitag in
Kötzting ein…..
UND fingen gleich zu arbeiten an.
Ullrich wollte zwei Hochbeete machen, ich eins, und so ging´s
ab zum Metallhandel, Zuschnitt für die Eckpfosten ordern, anschließend gleich
weiter zur Sägemühle und den Hänger mit sägerauem Schnittholz in gewünschter
Länge beladen.
Im Stall waren nun auch die anderen Teilnehmer angekommen
und ab ging´s in den Wald, Bäume fällen. Ullrich, voll ausgerüstet und
abgesichert, durfte als Geburtstagskind die Fichten flach legen – nun ja, flach
ist eigentlich anders, aber zumindest soweit einschneiden, dass der Stamm sich
an den Nachbarbaum angelehnt hatte, den Rest besorgte dann Michael mit einem
Pfostenhebel. Am Ende
hatten wir einen
nur geringfügig überladenen PKW Anhänger voll kräftigen Fichtenstangenholz im
Stall.
Nun allerdings mussten wir uns ausgehfein machen - kleine Schwierigkeit am Rande: nachdem sich Ullrich mit dem kalten Leitungswasser
geduscht hatte bei Kötztings sehr, sehr weichem Wasser dauert es eine
gefühlte Ewigkeit, bis die Seife sich wieder löst und abgewaschen werden kann -
hatte sich herausgestellt, dass der Boiler nicht eingeschaltet war, die anderen
konnten sich dann allerdings schön warm bzw. heiß duschen - und zusammen mit
Paula schlenderten wir einem gemütlichen Abend beim Lindner entgegen.
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am Stammtisch |
Dort angekommen blieb uns nur der Platz am Stammtisch übrig
und so konnten wir ein paar Bier lang den einheimischen Gesprächen lauschen,
Heinz, der Lindnerbräu hatte meine Begleiter auch sofort durchschaut und mit
Ullrich folgenden Dialog begonnen:
Es sadts owa net von do!
Was heißt von Da?
No hoit net vo Bayern
Wir nicht aber er(deutet auf Michael) schon, er ist von Franken
Des sandt de Schlimman!
Ullrichs persönliche Vorstellung, er käme aus der Gegend um
Emmerich, konnte Heinz, als Mann von Welt, gleich beantworten, das wäre dann dort
von wo der Fußballer Lothar( -Emmerich)
herkäme
Jens rheinländische Herkunft beantwortete er mit dem Hinweis
er könne am Dialekt ganz treffsicher Kölner und Düsseldorfer auseinanderhalten.
Cordon Bleu – überbackener Leberkäse und Pfälzer mit Kraut
bildeten den kaloriengemäßen Abschluss unseres Ausflugs in die Lindnerbrauerei und
als sich später dann das Wirtshaus langsam leerte, war es Zeit selbiges zu
wechseln, auf der Suche nach noch geöffneten Etablissements.
Wir schlenderten hinein in die Stadt, vorbei an der Kirchenburg,
dessen Singularität Michael stark anzweifelte und meinte auch in Franken GÄBE
es ähnliches, vorbei am Chinesenkrankenhaus und hinein in ein gut gefülltes
"Haus des Gastes".
Zufällig wollte der Wirt gerade seine kleine Privatbrauerei beschicken
und so behielt ich Paula und die Malzproben als Fingerfood im Besitz und die
frisch eingeschenkten Rittengoldbiere im Auge, während die Anderen einen
eigentlich kurzen Vortrag über die Geheimnisse des Brauwesen erhalten sollten.
Einige Zwischenfragen und Zwischenbemerkungen Ullrichs später, war mir schon
schlecht vom Durchkosten all der Malzproben, Paula ungeduldig und das Bier in
den Gläsern sah aus wie abgestandene Apfelsaftschorle, aber Ullrich hatte immer noch einen…..
Irgendwann drang ich mit meinen Rufen: "der Schaum, der
schöne Schaum" durch und Florian, der junge Chefkoch und Braumeister, erhörte die flehentlichen Rufe nach
seiner Anwesenheit aus seiner Küche und beendete die Führung nicht ohne auf
meine Probegläser der schmackhaften Malzproben zu verweisen. Ullrich und
Michael wollten aber zielsicher die Hopfenproben kosten – eine reine Freude
meinerseits, sie wollten partout nicht auf mich hören – und popelten dann den
ganzen Abend die ungenießbare Hopfenkugel zwischen ihren Fingern herum um nicht
zugeben zu müssen, dass sie für DIESES Aroma dann doch zu schwach waren. Die
optische Apfelsaftschorle, aber das geschmacklich hervorragende Rittergold,
brachte uns auf die Idee am nächsten Abend vielleicht mehr davon zu kosten.
Nun aber war Wirtshauswechsel angesagt – und nachdem
Kötzting eine Pferdestadt ist – wechselten wir am Marktplatz in den
Horse-Town-Club, natürlich mit Paula, die sich am Rande zusammenkringelte und
den Lärm einfach überschlief. Wie es der Zufall so will, waren einige Bekannte
anwesend und so war es nur folgerichtig, dass nach dem obligatorischen Espresso
und dem Pils auch noch ein Schnäpschen auftauchte. Ein Rischerl für den morgendlichen
Kopfschmerz sollte eigentlich einen Abschluss bilden aber ein Bekannter wollte
uns – immerhin hatte er am nächsten Morgen seinen Hochzeitstermin – einen Spezialdrink
reindrücken – wir konnten ihm diesen Liebesdienst angesichts seiner in nur wenigen
Stunden bevorstehenden Vermählung unmöglich abschlagen.
Wer zahlt schafft an und so er orderte eine:
Irish Carbomb:
ein breites, großes, Whiskeyglas dreiviertel gefüllt mit Weizenbier und ein Schnapsglas
voll mit Baileys. Das Schnapsglas mit Baileys wird in das Whiskeyglas ins
Weizenbier hinein versenkt und der Baileys mischt sich nun optisch wie ein Eiereinlauf
in eine Rinderbrühe, um das Geschliere mal neutral auszudrücken, es gäbe da
auch noch ein paar unästetischere Assoziationen…..
Nachdem wir erstens
nicht schuld sein wollten, dass unser spendabler Gastgeber seine eigene
Hochzeit verpassen musste, verzichteten wir auf das übliche Spielchen: jetzt
sind aber wir mal dran, um die nächste Runde zu ordern. Zweitens hatten wir bereits zu diesem Zeitpunkt unser komplettes
Budget aufgebraucht, drittens kenne
ich den Wirt, der sofort in das Spielchen einzusteigen bereit ist und
seinerseits gerne eine erweiterte Runde ausgibt, was wiederum viertens komplett fremde
Mitbarbesucher, die nur am Rande stehen, dazu veranlasst selber eine Runde zu schmeißen,
weil es heute so gemütlich ist und fünftens
: im Stall steht noch eine Kiste Lindner…..
Paula hatte nichts dagegen und so pilgerten wir in den
Wintergarten, öffneten jeder geräusch- und genussvoll eine Flasche
Lindnerbier und gingen, ohne zu trinken, sofort jeder in seinen Schlafsack. Paula und ich machten
es uns im Stüberl bequem, die Anderen
irgendwo weiter oben.
Paula ignorierte ihre bereitgestellte Schlafstelle und
pennte die ganze Nacht auf der Eckbank, mit dem Kopf auf den Zeltplanen und den
Sitzkissen. Aus dieser erhöhten Position konnte sie auch sofort anschlagen, als
frühmorgens die Pferde gefüttert wurden, wenn die Pferde unverschämt nahe
kamen, oder sonst halt wegen irgendetwas Auffälligem. Zwischendurch kam sie
dann auch mal zu mir zum Sofa und schnaubte mir ins Gesicht um sicherzustellen,
dass ich auch nicht etwa schlief, wenn sie schon ihre Wachpflichten
durchführte.
Beim morgentlichen Gassigehen besorgte Ullrich Weckerl und Wurst
und zusammen mit Michaels
mitgebrachtem, ich sag mal blutrotem, Brotaufstrich begannen wir unseren zweiten Tag bei
strahlendblauem Himmel von Horizont zu Horizont.
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auf den Kreuzfelsen |
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Blick vom Kreuzfelsen |
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auf der Kötztinger Hütte |
Also ab ins Auto, rauf auf den Reitenberg und von da ab
hinein in den Aufstieg zum Kreuzfelsen auf dem Kaitersberg über die
Felsenstufen bei der Räuber Heigl Höhle. Fast
niemand war unterwegs und nach 45 Minuten waren wir auf dem Gipfel angekommen.
Von dort gings weiter zur Kötztinger Hütte und - Überraschung - Alles war voll,
die ganzen Gäste hatten wohl den kurzen Aufstieg über Hudlach gemacht. Auch
hier blieb uns nur der deutlich markierte und eigentlich reservierte Stammtisch
an der sonnig warmen Hüttenwand. Alle nachfolgenden Neuankömmlinge grüßten uns
höflich, wohl meinend wir wären die, die immer da sind….
Currywurst (wer wird das wohl gewesen sein) Wildgullasch und
Sauerbraten stärkten uns und gemütlich machten wir uns an den Wiederabstieg,
diesmal aber hinter dem Kreuzfelsen, auf dem Weg, auf dem von 10 Jahren das
Gipfelkreuz herausgeschleppt worden war.
Nun war ein kurzer Schönheitsschlaf angesagt für manche, die
anderen machten sich dran die Metallteile für die Hochbeete zu schweißen und nachdem
wir am Nachmittag alle wieder oder die anderen eben immer noch frisch waren,
ging´s zuerst dran ein Loch im Zaun zu flicken (Unfall mit Fahrerflucht war die
Ursache) Anschließend gings an das Namensprojekt: die Brücke:
Schon am Vortag hatten wir einen schweren Holzträger an Ort und Stelle gehievt,
nun musste dieser gedreht und vor allem der zweite in Position, eigentlich in
provisorische Position, gebracht werden.
Was ein Glück, am Nachbargrundstück erschien Hackl Franz mit seinem Unimog mit
Holzkran. So war es ein Klacks den einen Balken gedreht und dann auch den
zweiten eingehoben zu bekommen.
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so gehts leichter |
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Franz mit dem Kran |
Zwischenzeitlich wussten wir wann unser letzten Teilnehmer
ankommen sollte und dieser brachte dann passend den strömenden Regen mit. Nun,
als vergrößerte Truppe ohne Budget, machten wir uns auf den Weg die Vorsätze
vom Vortag auszuführen und fuhren – wegen des Regens – mit Paula zum Hotel zur
Post, aber nicht einmal ein Stuhl war frei, geschweige denn ein Tisch.
Zweiter Versuch, ab zum OSL auf dem oberen Markt, auch wenn
die Aussichten eher mau waren dort einen Tisch zu bekommen, aber siehe da, es
war genau noch einer für fünf Personen frei und so saßen wir im ersten Stock und
harrten der Dinge, die da kommen sollten:
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beim Osl |
GAANZ GROSSES KINO
Selbst so einfache Vorspeisen wie Leberknödel- bzw.
Pfannenkuchensuppe waren ein Genuss, ganz zu schweigen von Ullrichs Roter Beete
Suppe mit Ochsenfleischwürfel auf Zitronenmeerrettich. Hier nun zeigte sich zum
ersten Mal der Vorteil einer Männerrunde: Ullrichs spitze Schreie wegen der
Vorzüglichkeit seiner Speise und der Beschreibung des Geschmackserlebnisses des
Zitronenmeerrettichs zusammen mit dem zungenzerdrückbaren Ochsenfleisch vom
eigenen Angusrind brachten von unserer Seite nur wohlwollende Kommentare aber
auch nicht im Ansatz den Wunsch nach mehreren Löffeln und der Aufforderung,
komm lass mich auch mal probieren zustande. Gleiches ergab sich bei der
Bestellung der Hauptspeisen:
Teilen wir uns zusammen einen Salat?
Könntest du dir nicht was anderes bestellen, dann könnten wir uns das Essen
teilen?
Ich lass mir nur einen Teller mitliefern, dann helfe ich dir bei deiner
Portion.
Musst du unbedingt das Essen XXX bestellen, du weißt doch dass ich das nicht
mag/vertrage?
Solche Dialoge gab es nicht, allerdings fiel es uns schon
auf, dass wir endlich in Ruhe die Speisekarte lesen und auswählen konnten was
wir wollten. Speziell dieses Thema spielten wir anhand von Rollenspielen eine
etwas längere Zeit durch, benachbarte Tische schielten neugierig zu unseren
Sprechstücken herüber. Die Hauptspeisen waren gediegen:
Sauerbraten vom Angusrind
Ochsenfleisch in Meerrettichsauce
Schnitzel mit Bratkartoffeln
Zweierlei vom Angusrind
Wir konnten uns dann bei den Nachspeisen nicht mehr
zurückhalten und so gab´s dann noch dreierlei selbstgemachtes Eis, eine Creme
Brullee mit Waldfrüchteis (im Original ist es ein dreizeiliger Text in der
Speisekarte) und am Ende natürlich
wieder einen Espresso – ausdrücklich sei es hier noch einmal betont,
selbstbestimmt bestellt und komplett selbst gegessen, niemals stocherte jemals
jemand anderem in jemand anderes Tellern
herum. Wir waren gut gesättigt, gut getränkt mit Augustiner und rechtschaffen
müde von der Wanderung, den Arbeiten und
dem Essen.
Der Rest ist schnell erzählt: bis auf den Autoren ging´s ab in den
Stall – der Autor hatte Probleme von der Wanderung und ging einfach ums Eck nach Hause – am nächsten
Morgen gemütliches Frühstück im geheizten Wintergarten und ab ging´s zurück nach
Sinzing
Schön war´s ------------ kann man wiederholen