Ein Wochenende mit Hanghühnern und Flachlandtirolern
Eile mit Weile nahmen wir uns vor, vor allem wenn schon
vorher die Navis in der Terra incognita versagten und die Reiseleiter
Streckenlängen prognostizierten, die von 14 bis 19 km reichten. Das war aber
erst der Anfang, ein Weltkulturerbewanderweg sollte es sein, weil er sich durch
liebliche und bereits mehr als 1000 Jahre alte WeinBERGE schlängelte. Und da
war nun das Schicksalswort: BERGE, WEINBERGE. Wer jemals Lurchi´s Abenteuer im
Weinberg gelesen hat - für die Jüngeren
unter der Wandergruppe: das war der Komikfeuersalamander der SALAMANDER Schuhmarke,
eine Pflichtlektüre der ca. um 1953 Geborenen, – vor allem die frühen
Erstausgaben - ich könnte hier noch
längere Passagen der Knüppelendreimbildunterschriften auswendig vortragen - weiß, was man sich unter einem
Weinberg vorzustellen hat: Treppen, endlose Treppen rauf und wieder runter und
wieder rauf. Lurchis Methode, dort mit einem Hubschrauber zu arbeiten, verbat
sich angesichts der sportiven Grundstimmung der Teilnehmer. Auch nach
mehrmaligem Nachfragen wollten die Reiseleiter nicht mit der Gesamtsumme der zu
bewältigenden Höhenmeter herausrücken. Immer wenn ich etwas Näheres erfahren
wollte, kam nur der Hinweis auf die Buschenschenken.
Nun ja, Weltkulturweinbergwanderweg war ja erst am Samstag,
Freitag war Buschenschenke und Steffi hat uns eine herrlich ruhig am Hang
gelegene Schenke ausgesucht, doch zuerst einmal der Reihe nach.
Also, Anfahrt zur Wachau:
das ist zuerst einmal weiter als man denkt, so Gefühlte: das liegt doch
gleich hinter Passau ist nicht, Krems ist von Sinzing genau so weit entfernt
wie Wien, nur ein wenig abgelegener, also nach links, wenn man von oben kommt,
natürlich, sonst wärs ja rechts. Obwohl rechts geht’s raus von der Autobahn und
dann erst rüber nach links. Wir wollten uns zuerst mal Krems anschauen und
bereits bei der Hinfahrt zeigte Wolfgang uns seine virtuosen Kenntnisse mit den
Iphone Apps und erstellte eine Wachau-Wandergruppe. Kurz hintereinander trafen dann
auch schon die Rückmeldungen der Mitwanderer ein und so sahen wir – selber
gerade auf Höhe Deggendorf – Jens schon im Eilverfahren die Grenze
überschreiten, während Achim und Maria sich gerade noch zum Frühstück
aufrafften und Ullrich sich beklagte, dass er zuerst noch den Abwasch zu machen
hätte.
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Kaffeetrinken am Donaustrand |
Nun konnten wir uns gegenseitig im Minutentakt die wichtigsten Neuigkeiten und
Befindlichkeiten mitteilen und, nachdem mir auf einem Klovorraum auf einer
Raststätte auf der Linzer Autobahn dann noch ein paar Damen einer Kötztinger
Sängergruppe zur Begrüßung um den Hals gefallen waren und Wolfgang seine
diversen Proviantapfelbutzen bei voller Fahrt durchs Autofester entsorgt hatte,
kamen wir nach Krems. Whats App sei Dank waren wir und die zweite Gruppe mit
Jens/Jutta/Michael und Steffi gerade einmal
100 m auseinander und so konnte unser gemeinsamer Stadtbummel beginnen – nach
einem üppigen und unterhaltsamen Mittagsessen. In der Altstadt zweigte Jens
noch kurz zu einem Friseur ab und wir marschierten die Fußgängerzone hinunter
und wieder herauf bis Jens seine Feiertagsfrisur hatte. Danach folgte eine
relaxte Partie an der trägen aber sonnigen Donau und so trudelten wir langsam
in Richtung zu unserem Quartier, wo uns dann schließlich zuerst Paula auffiel,
die alle erreichbaren Katzenfutter Behälter leerte, die daneben buckelnde Katze
aber schwanzwedelnd ignorierte. Michael und Gabi, auch Paula´s Versorger und Maria
und Achim waren inzwischen eingetroffen. Von Ludwig und Uschi gabs nur
sporadische Nachrichten, sie würden sich verspäten. Das sollte sich im Dunkeln
in der Wachau mit ein paar klitzekleinen Baustellen und Umleitungen – ohne dass
der Navi es wußte – später noch bitter rächen.
Also dann zum vereinbarten Termin ab in die Buschenschenke.
Der Abend war kurzweilig, süffig, den Muskateller Federspiel kann ich jedenfalls
sehr empfehlen. Kurz bevor wir wieder aufbrechen wollten, kamen dann Ludwig und
Uschi und Ida auch noch an, eigentlich waren sie schon mehr als eine Stunde da,
aber sie hatten uns nicht gefunden…..
Eine kurze Nacht folgte, unsere Jungspunde haben dann noch
ein wenig Party gemacht, aber trotzdem am Morgen waren alle gesund und munter
beisammen. Wie lange und wie hoch die Wanderstrecke werden sollte, wusste aber auch
am Samstag noch niemand und so trennten wir uns eben auf auf die:
Hanghühner und Flachlandtiroler
und beide Gruppen gingen noch
ein paar wenige Meter zusammen und dann trennten sich die Wege und wir Gemsen
gingen über eine Treppe rechts den Berg hinauf. Steil, richtig steil, ging´s
ab; nur nach der Treppe war´s das dann schon
und wir marschierten wie im schönen Südtirol auf den Wahlwegen flach zwischen
den Weinstockzeilen entlang. Nach einer längeren Strecke geruhte sich der
geteerte Weg dann doch einmal sich hangwärts zu drehen und damit waren wir aber
auch schon aus dem Bereich der Weingärten verschwunden und gingen munter und
fröhlich in einem lockeren Kiefern/Laubwald dahin.
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in den Wachauer Weinbergen |
Weinberge sollten wir
fürderhin nur noch wenige sehen, vermutlich hätten wir sogar gar keinen mehr
gesehen, wenn sich unsere Reiseleitung zur Orientierung nicht dazu entschlossen
hätte einmal GAAAANZ hinunter ins Tal zu gehen um dort dann anhand der
Ortsschilder einfach mal nachzusehen, wo genau wir uns denn nun befänden. Ich muss zugeben,
der Plan hat geklappt, ganz unten angekommen, konnten wir ganz genau im Abgleich mit dem Ortsschild auf der
Karte feststellen, dass wir so in etwa die Hälfte der Strecke gemacht hatten und
durch diese Abtauchaktion ganz locker die Zahl der zu bewältigenden Höhenmeter
verdoppelt haben. Also nachdem wir uns diese wichtige Information, unten auf
Donaustrandniveau, geholt hatten, stiegen wir wieder frohen Mutes den ganzen
Berg hinauf, fanden auch sofort wieder unsere richtige Abzweigung und weiter
gingen wir abseits von Weinbergen im Wald so vor uns hin.
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unsere Wanderstrecke von Weißenkirchen nach Spitz |
Da unsere Flachlandtiroler jedoch genau 7km bei 0, in
Worten: NULL, Höhenmetern zu bewältigen hatten, kamen nun zum Zeitpunkt, als
wir gerade wieder unseren erneuten Aufstieg durchschnauften, der erste Anruf,
wo wir denn blieben, denn sie wären schon sehr lange in Spitz und da gäbe es
nur ein Wirtshaus und es wäre kalt und sie hätten Hunger und der Wind würde
gehen und deswegen wäre es eben kalt. Von nun an gaben wir regelmäßige SMS über
die Wanderwegsbeschilderung ab: jetzt
noch 1 ¾ h bis Spitz, jetzt noch 1 h, eine ½ Stunde und nun sind wir in Spitz,
aber am ganz anderen Ortsende. SMS sei Dank konnten wir uns dann am Marktplatz
in Spitz zusammenfinden, jedoch das einzige Wirtshaus im Ort war restlos
überfüllt und so beglückten wir die einzige Bäckerei im Ort- 16 Mann und Frau
hoch - mit unseren Einkaufswünschen. Die
Dialoge mit der Verkäuferin hätte man filmen sollen, die Arme war hoffnungslos
überfordert mit unseren Wünschen nach Gebäck, Semmeln und anderen trockenen
Waren, die sie in der Auslage hatte. Während einige von uns auf dem zugigen
Marktplatz aus der Tüte aßen, duckten sich andere etwas windgeschützt hinter
einen Mauervorsprung bei einem Freisitz und Wolfgang packte seine Trompete aus
um „Gott mit dir du Land der Bayern“ bei vollkommen bewölktem Himmel zu
spielen. Nach der „Ode an die Freude“ entschlossen wir uns – v.a. weil Ludwig
kein Transportmittel gefunden hatte, das uns zurückfahren würde, wieder zu Fuß nachhause
zu gehen und cancelten unsere angedachte Weinkellertour. Dies fiel uns umso
leichter, hatten unsere Flachlandtiroler während ihrer Wartezeit doch eine
Weinschenke auf der Wanderstrecke gefunden und dorthin pilgerten wir und
bekamen dort eine WEINDEGUSTATION vom Feinsten.
Ich sage nur: Steinfeder – Federspiel – Smaragd - mehr ist nicht nötig.
Nach der Verköstigung gings hinunter in die weitläufigen
Kellerräume und dort wurden wir von der Wirtin persönlich über diverse
verruchte Personen aufgeklärt, die mit diesem Gebäude zusammenhingen. Haider
gehörte zwar zu den besonderen Gästen in diesem Hause war aber laut der Wirtin weniger
der Gruppe der Verruchten sondern eher der Kategorie der Charismatiker
zuzuordnen. Ansonsten ging die Rede der Wirtin in einem Atemzug von Mördern über
Bischöfe, Falko und eben Haider.
Nun ging´s also dann an den Heimweg, geschmeidige 7 km
flach, und schon waren wir wieder bei unserem Quartier. Jens hatte sich
unterwegs noch an einem Stapel alter Weinstöcke bedient und marschierte mit
zwei dieser Prügel huckepack an der Polizeistation vorbei, was die Polizöse,
die vor dem Gebäude stand, mit dem wackelnden Zeigefinger ahndete.
Nach einem kurzen Schönheitsschlaf trudelten wir
nacheinander in dem Restaurant ein, in dem wir für Samstag abends reserviert
hatten und siehe da, wir hatten nun offensichtlich genug von Federspiel,
Steinfeder und vor allem SMARAGD, wir
tranken Bier und das war gut so!
Das Abendessen war ausgezeichnet und wir blieben bis zur Aufforderung, endlich
den Raum freizugeben, damit fürs Frühstück gedeckt werden konnte. Danach stieg
noch eine kleine Privatparty auf den Zimmern und wir trennten uns bis zum Frühstück.
Am Sonntag fuhr ein Teil der Gruppe gleich nach Hause, wir Anderen
hatten uns aber noch das Kremser Karikaturmuseum vorgenommen. Um es kurz zu
machen, ein tolles Haus mit einem hochinteressanten Konzept und einer
besonderen Sonderausstellung.
Es war ein tolles – entspannendes – süffiges – lehrreiches –
für die Wadel anstrengendes und den Kopf freimachendes Wochenende. Danke an
Alle die für die gute Stimmung gesorgt haben und vor Allem Danke an Steffi und
Ullrich für ihre Super Vorbereitung. Könnte man wiederholen, aber ich glaube da
waren wir uns eh schon einig…..