Wie vorher schon erwähnt, war die Eichkätzchenvoliere ja nur der unheizbare Fortsatz der Vogelvolieren.
Noch in den fünfziger Jahren waren die Singvögel im Inneren des Hauses, im späteren Kinderzimmer, hinter dem Büro/Wohnzimmer untergebracht. Nun, nach Abbruch des großen Stadels, wurde der untere Teil des Neubaues so umgebaut, dass zwar die alte Garage integriert wurde, daneben allerdings ein schmaler Raum angebaut worden war, bewußt, wegen der Heizkosten, niedrig gehalten und mit großen gegliederten Glastüren- ähnlich wie bei Terrassentüren, nur eben vierflügelig und niedrig. Mit der Möglichkeit auch nur die oberen Fenster zu öffnen, konnte mein Vater verhindern, dass manche flugunfähigen Vögel zur Unzeit nach draussen konnten. Die Räume waren heizbar und der Boden bestand aus Waldhumus versetzt mit Nadelstreu und Torf.
Aussen schloßen sich große Flugvolieren an, insgesamt waren es drei getrennte Abteilungen und so konnte mein Vater seiner Vogelleidenschaft frönen.... die Tauben traten nun für ein paar Jahre in den Hintergrund, mit dem reisetaubensport hatte er ganz aufgehört, jetzt dienten sie nur noch der Freude und dem Kochtopf.
Im ersten Stock, wo eigentlich anfangs noch die Tauben waren, wurden später dann mehrere schmale, unheizbare, Flugvolieren eingebaut, diese dienten der Papageienzucht, es waren die Nymphensittiche, die mein Vater erfolgreich züchtete
Das Futter war
ja immer ein Aspekt, den er nie vernachlässigen konnte. Bei den
Körnerfressern war es ja noch möglich - heute ist das alles kein Problem
mehr, aber wir befinden uns am Mitte bis Ende der 60er Jahre - Samen zuzukaufen aber bei den Weichfressern standen die Dinge anders.
Neben
den Orangenscheiben und Apfelspeitel waren es vor allem Insekten und
nochmals Insekten, die er brauchte und zwar Sommer wie Winter.
Im
WARMEN Zimmer - das war das Zimmer, das bei uns zuhause direkt über dem
Backofen lag und damit unbewohnbar war - war neben dem Waschtisch für
uns Kinder und den Wäscheleinen fürs Wäschetrocknen nur noch ein kleiner
Holzkasten für die Mehlwürmer. Diese konnte er verfüttern, nur waren die
Mehlwürmer eigentlich eine Kalorienbombe für die Vögel und nicht das
gewünschte ausgewogene Fressen.
Also mußte etwas anderes her und dazu brauchte er unter anderem auch uns Kinder, meine Schwester und mich.
Aktion Ameiseneier:
Man
stelle sich einen großen leeren Schubladen vor, der mit einer
Glasscheibe abgedeckt ist. In einer Ecke des Schubladens ist eine Stelle
von 30 mal 30 cm verdunkelt und abgetrennt und hier kann die äussere Seitenwand abgenommen
werden.
So im Hochsommer hatte mein Vater immer mehrere mehr oder
weniger dicht schließende Blecheimer in seinem Lieferwagen und kannte
seine Feld und Wiesenraine wo sich die Jagd lohnte.
Also hin auf
den Feldrain wo die Ameisenhaufen in der Sonne schmorten. Ein sonniger
Tag war wichtig, weil nur an solchen Tagen die Arbeiterameisen die
Ameiseneier bis dicht unter die Hügelspitze transportierten um das
Schlüpfen zu fördern. Also Eimer neben den Hügel gelegt und mit bloßen
Händen schnell den lockeren oberen Teil des Nestes in den Eimer
geschoben und Deckel drauf.
Zuhause den Ameisenschubladen in die pralle Sonne legen und die Eier-Ameisen-Erde-Gras Mischung hineinschütten.
Unter
dem Glas ist es den Ameisen aber viel zu heiß für die empfindlichen
Brut und so wuseln die ganzen Arbeiter mit den Eiern, suchen diese aus
der Mischung heraus und transportieren die herausgepulten Eier an den
kühlsten Fleck und das ist die abgedeckte und abgetrennte Ecke. Wenn alle Eier
aussortiert und gesichert worden sind, kann man die Seitenwand
aufklappen und dort hinter der Wand liegen fein aufgeschichtet und
sauber in einem kleinen Schachterl alle Ameiseneier. Ab in eine Tüte und eingefroren für die langen
Wintermonate.
Aktion Heuhupfer:
So nun waren wir Kinder dran: mein Vater
als starker Raucher produzierte nicht nur viele Zigarettenstummel und
leere Zigarettenschachteln sondern auch viele leere Zündholzschachteln,
die er aufhob. Auf der Viechtachertour, die immer erst nach dem
Mittagessen anstand und daher auch wir Kinder bereit waren - und es
eben auch schon warm war, setzte eer uns beim "Kurzen Weg" raus auf die
steile Südhangwiese und wir konnten Heuhupfer fangen - den Kopf
dadätschen - rein ins Schachterl, nächster Heuhupfer solange bis die
Schachtel voll war und dann nächste Schachtel......
Die Schachtelbatterien kamen dann neben die Ameiseneier in den Gefrierschrank.
Aktion Pusteblume
Jeder kennt die Blüte des Löwenzahns und den meisten ist auch der
Lebenszyklus bekannt. Die Blume öffnet sich gelb und nach zwei Wochen
schließt sich die Blüte wieder um nach ein paar Tagen später als weiße Kugel
ihre Samen in die ganze Welt zu entlassen. Dann ist es allerdings zum
Futtersammeln zu spät. Wenn die Blüte wieder geschlossen ist und die
gelben Zungenblüten sich in weiße Puschel verwandelt haben, noch vor dem
Öffnen, muß man die Blütenköpfe abreissen, den Blütenboden festhalten
und die Fallschirme abdrehen. Zurückbleibt der Blütenboden gefüllt mit
kleinen braunen Samen, die die Papageien sehr gerne als Futter annehmen.
Auch das war für ein paar Wochen - je nach Südhang oder Nordhang,
trockenem oder feuchtem Standort verteilte sich dieser entscheidende
Zeitpunkt über einen kurzen aber doch auseinandergezogenen Zeitraum - unsere Hauptaufgabe, wenn wir bei meinem Vater auf der "Tour" mitfuhren und das war ja fast täglich der Fall.
Zuerst kamen die einheimischen Vögel, dann die exotischen Körnerfresser wie Zebrafinken u.ä.
Dann gings an die exotischen Weichfresser und als erste kam die chinesische Nachtigall, der Sonnenvogel.
Dann erinnere ich mich noch an die Schamadrossel, die immer ganz interessiert den Erdboden belauschte und dann ganz gezielt in den Boden pickte und wohl ein Insekt gefunden hatte.
Allerdings brachte die Schamadrossel auch einiges an Verwirrung innhalb der Eheleute Pongratz zustande:
Meine Eltern hatten untereinander einen bestimmten "Pfiff", also eine Tonreihenfolge, die sie sich wechselseitig zupfiffen. Nicht im SInne eines Komandotones sondern eher wie man sich beim Schwammerlsuchen gegenseitig vergewissert, dass der andere noch da ist und man sich, bzw. der andere sich nicht verlaufen hat.
Diesen Pfiff hat die Schamadrossel, die ähnlich wie Papageien auch Stimmen imitieren können, also offensichtlich zu oft gehöärt und ihn in ihr Stimmenrepertoir aufgenommen und zwar perfekt, was dann sehr seltsam klang, wenn am Nachmittag der Familienpfiff regelmässig aus dem Hof hereinklang.
Auch den Gesang des Sonnenvogels hat die Drossel imitiert, soweit ich mich recht erinnere.
Eine andere Überaschung war der Beo, den uns mein Vater präsentierte, weil auch der angeblich Stimmen nachmachen konnte und darauf freuten wir uns schon. Nur hatte niemand vorher gesagt, dass vor dem Imitat zuerst einmal der arteigene Schrei des Beos kam und der ging durch Mark und Bein und auch durchs ganze Haus. Solange die Volieren standen - auch Beos leben wie Papageien lange - durften wir frühmorgens, was für einen Bäcker ja kein Problem darstellte, aber wir hatten ja auch vier Mietparteien im Haus, die alle "hintenraus" ihr Schlafzimmer hatten - das Geschrei des Beos hören, irgendwelche Stimmen hat er übrigens nie imitiert.
Danach erinnere ich mich noch an ein paar Laufvögel, Rallen, und an die chinesische Zwergwachtel, die auch zuverlässig ihre Jungen durchbrachte. Eine Zwergwachtel, so groß wie ein größeres Hühnerküken allerdings mit kurzen Beinen, brütete ein Gelege mit 10-15 Eiern aus und die Jungen, die dann schlüften hatten die Größe von Hummeln. Regelmässig mußte dann die Abschlußfuge zwischen Bodenfundament und Holzvoliere überprüft und abgedichtet werden, damit die nicht raus konnten und unserem Hauskater Beppi zum Fraß fielen.
Der hatte überigens einen seiner Lieblingsplätze mitten AUF den Volieren, wo er sich von oben seine mögliche Beute betrachten konnte.
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